Ein umfassenderes Selbst-Bewusstsein

Wie schon Albert Einstein feststellte, können Probleme nicht auf der gleichen Bewusstseinsebene gelöst werden, auf der sie geschaffen wurden. Vielleicht verstehen wir das nun besser angesichts dessen, dass die wahrhaft unmenschlich zu nennenden Zustände, unter denen wir momentan leben, kein Ende zu nehmen scheinen. So unerträglich dies auch ist, kann es uns doch endlich die Augen dafür öffnen, dass wir auf eine höhere moralische Ebene gelangen müssen. Aber haben wir überhaupt noch Werte oder vergöttern wir nur noch Geld und Besitz – auch des Lebens – und klammern uns ängstlich daran?

Die spirituelle Dimension des Menschseins ist weit in den Hintergrund gerückt, während zugleich das Denken in starren Schemata gefangen ist, Gefühle wegrationalisiert werden und Seelenwahrheit lächerlich gemacht wird. Sich in andere einzufühlen und ihnen zuzuhören, ist nur Zeitverschwendung. Wie könnten wir sonst, technologisch längst Übermenschen geworden, moralisch immer noch so unreif sein, dass wir stigmatisieren, ausgrenzen, in primitiver Weise Schuld zuweisen, differenzierte Betrachtungsweisen ablehnen, auf festgefahrenen Ansichten beharren, auch wenn sie längst nicht mehr haltbar sind, und im Übrigen hauptsächlich darauf schauen, dass wir möglichst viele Vorteile gegenüber anderen haben?


Berechtigterweise wird der Ruf nach Freiheit immer lauter, doch wie würde sie auf einer erweiterten Bewusstseinsebene mit einer ihr entsprechenden Moral aussehen?    
Gemeinschaftssinn und Förderung der persönlichen Entfaltung wären dann kein Widerspruch, denn wir würden erkennen, dass sich unsere einmaligen Fähigkeiten auf dem Nährboden von Gemeinschaftlichkeit am besten entfalten können, nicht jedoch in einer anonymen Masse, in der wir nur eine Nummer sind. Wenn ich hier von Gemeinschaftssinn spreche, dann schließt dieser wohlgemerkt auch unsere nichtmenschlichen Mitwesen ein.


In diesem umfassenderen Selbst-Bewusstsein würden wir unseren freien Willen als Gabe begreifen, um in dieser Welt Schönheit mitschaffen zu können und nicht als Erlaubnis dafür, alles tun zu können, was wir gerade wollen, ganz gleich, welche Auswirkungen es auf unsere Mitwesen hat. Schönheit, falls wir das vergessen haben sollten, ist ein hoher Wert und keine Äußerlichkeit! Sie ist tatsächlich das höchste ordnende Prinzip der Schöpfung.


Um entsprechend diesem moralischen Standpunkt leben zu können, brauchen wir jedoch eine Vision davon, was durch unser Mitwirken auf der Erde entstehen soll. Mit einer solchen Vision könnten wir immun gegen die perversen Phantasien von skrupellosen, geld- und machtgierigen Technokraten werden, und das würde uns wieder Hoffnung geben.


Wir Wayna Fanes pilgern zu Steinschreinen und feiern gemeinsame Zeremonien, die von der Seelenweisheit des Neuen Mythos von Fanes inspiriert sind. Die Vision von der Rayeta, dem unvergleichlich strahlenden Stein, ist in unserer Seele lebendig, und sie wäre für uns alle da. Öffnen wir die Augen für die heilige Flamme der Sehnsucht nach ihr und spüren sie in unserem Herzen, dann brauchen wir keinen falschen Glücksversprechungen mehr nachrennen!


Wer sich auf den Weg dorthin machen will, dem sei mein zweites Buch „Das Neue Pilgern – Begegnung mit der lebendigen Erde“, das ab Mitte März im Buchhandel erhältlich sein wird, wärmstens empfohlen. Dazu gibt es auch mehrtägige Angebote zum Mitpilgern (siehe Programmvorschau).


Wir haben immer noch die Freiheit der Wahl, ob wir uns von der Wahnsinnsidee eines digitalisierten Lebens überrollen lassen oder in eine lebenswerte Zukunft aufbrechen wollen!

 

Mit Munay*,

Waltraud Hönes

(Gründerin der Wayna Fanes- Tradition)

 

*Munay (Quechua): Bedingungslose Liebe, eigentlich: Liebender Wille

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